An einem sonnigen, relativ warmen Frühlingsnachmittag sind wir zufällig mal wieder in St. Ingbert an St. Hildegard vorbeigefahren. Da ich meine Kamera dabei hatte und, es war so gegen 17:00 Uhr, eine bereits tiefstehende Sonne für ein wunderbares Licht mit flachen Schatten sorgte, nahmen wir die Gelegenheit beim Schopf und statteten der Kirche den schon länger geplanten und immer wieder aufgeschobenen Besuch ab.
Leider war das Hauptportal verschlossen und so versuchten wir unser Glück am Seiteneingang. Dort kam uns eine ältere Dame entgegen, die gerade auch hier absperren wollte. Wie sich dann im Gespräch herausstellte, war die überaus freundliche und zuvorkommende Dame die Sakristanin (Küsterin, Kirchnerin) der Gemeinde. Eigentlich wollte sie ja gerade absperren, aber jetzt lud sie uns herzlich dazu ein hereinzukommen und uns die Kirche anzuschauen, Fotos zu machen und wenn wir mögen, könne sie uns noch das ein oder andere erläutern und erzählen, schließlich sei sie ja schon seit Jahrzehnten in der Gemeinde aktiv tätig. Was für ein Glücksfall!
Es stellte sich nämlich schnell heraus, dass die liebe Frau Nothof nicht nur super nett ist und witzig sein konnte („Nothof wie Notruf“), sondern, dass sie ist praktisch ein wandelndes Lexikon in Bezug auf alles rund um St. Hildegard ist. Am Ende waren wir fast eine Stunde in der Kirche und verbrachten dank ihrer Expertise eine überaus interessante und kurzweilige Zeit zusammen.
Aus der Fülle der Informationen und der zum Teil erstaunlichen Fakten, hier nur ein paar Eckpunkte und der Tipp einen Besuch am besten in die Abendstunden zu legen. Dann strahlt das Licht von Westen her flach in die Fenster der Kirche und illuminiert sie auf ganz bezaubernde Art … und außerdem kann man, wenn man Glück hat, dann auch Frau Nothof begegnen! 😉
Die katholische Pfarrkirche St. Hildegard wurde in nur zwei Jahren (1928-1929) nach den Plänen von Prof. A. Boßlet erbaut und steht, wie so vielen andere Kirchen auch, vor der Profanisierung, um sie dann einer anderen Nutzung zuzuführen.
Die Kirche gilt als modernes Bauwerk und für die Konstruktion wurde „reichlich“ Beton verwendet. Neben den Fenstern des Münchner Künstlers Prof. Baumhauer, die in überwältigenden satten Farben leuchten, sticht das Gebäude deshalb auch durch die eigenwillige, sichtbare Innenkonstruktion der Dachträger aus Beton hervor. Diese erinnern stark an die Konstruktion eines typischen Bergstollens (eher -streb) wie er auch im saarländischen Steinkohle Untertageabbau vorkam. Allein schon wegen dieser einzigartigen Konstruktion lohnt sich der Besuch von St. Hildegard.
Wer weiß, wie lange dieses besondere Beispiel für den gestalterischen Einfluss saarländischer Bergbau- und Industriekultur in mitten einer Kirche noch zu bewundern sein wird.
Vera Kremp meint
Gigantische Fotos – mal wieder – und eine wunderbare Erinnerung an einen ganz besonderen Ostermontag-Abend. Dank an Frau Nothof, die so viel zu erzählen wusste.
vivi
Hippy meint
Ja, die Fotos sind trotz der schlechten Lichtverhältnisse gut geworden. Schön, das sie dir auch so gefallen. War ein beeindruckender Abend.
🤗 🙋🏼♂️
silvana meint
Also ich bin begeistert! Die Fensterbilder… makellos. Mag ich total, sowie künstlerisch als auch fotografisch, hätte ich nicht besser machen können. Der Kontrast zwischen dem totalen Schwarz und dem tief bunten Leben der Lichtfenster – s o wie das Leben, konträr und doch zusammengehörend. Zumal du nicht viel Zeit hattest um die cam zu positionieren und groß auszutüfteln aus welcher Ecke du nun am besten auf den Auslöser drückst.
Gutes Licht, guter Moment, gutes Gebäude, gute Frau Nothof :))
Mir gefällt auch, was in Farbe von dir zu sehen, sehr schön lebendig. Auch die Lichtbilder am Ende, der hängende Kerzenhalter, Jesus, und zwischendrin das spannende Bild mit der Treppe nach oben…erinnert mich an ein Kloster, in dem ich mal eingekehrt war für ein paar Tage.
Nun denn.
Machs gut.
Silvana
Hippy meint
Hey Silvana!
Danke für Deinen ausfürhrlichen Kommentar. Freut mich, wenn auch Dir die Bilder und die Lichtstimmunegn gut gefallen haben. Und, wie gesagt: Es lohnt sich, einen Besuch dort zu machen, solange die Kirche noch so ist, wie sie zur Zeit ist…